
Téléskis SA Les Prés-d'Orvin ist mehr als ein Skigebiet – es ist ein wichtiger Teil der regionalen Wintersportkultur. Verwaltungsratspräsident Marc-André Léchot spricht mit uns über die Bedeutung des Familienbetriebs, die Herausforderungen durch die kurzen Wintersaisons und den unermüdlichen Einsatz für ein erschwingliches und nachhaltiges Schneesporterlebnis für Jung und Alt.
SBS: Im Winter finden die Gäste in Prés-d’Orvin auf 1’030 bis 1’230 Meter über Meer 5 km Pisten mit zwei Skiliften, drei Babyliften und einer Schlittelpiste vor. Wie hat sich die Anzahl der Betriebstage in den letzten Jahren entwickelt?
Marc-André Léchot: Wir führen die Statistiken seit 1998, seit der Gründung der Aktiengesellschaft. Damals kauften die heutigen Aktionäre, die Gemeinde Orvin und die Burgergemeinde Orvin die Anlagen. Die Anzahl der Betriebstage ist auf dieser Höhe nicht garantiert, aber wir stellen seit mehr als 20 Jahren in unserer Statistik deutliche Schwankungen nach unten fest, das heisst eine allgemeine Tendenz zur Verringerung der Betriebstage pro Saison. In dieser Berechnung sind auch unsere kleinen Anlagen enthalten, die nicht in unserem Skidata-System erfasst werden. Diese Anlagen können nämlich unabhängig vom Skipass-System geöffnet werden.
Die Wintersaison 2024/2025 hat im November mit viel Schnee gestartet und auch um Weihnachten waren vielerorts Pisten geöffnet. Wie sieht es mit der Gästeanzahl in Les Prés-d’Orvin aus? Gibt Ihnen die aktuelle Wintersaison etwas Hoffnung?
Wir haben uns über den Saisonstart bereits im November gefreut. Dank minimaler Schneefälle konnten wir die kleinen Anlagen bereits am 23. November 2024 öffnen. Unsere Freude war jedoch nur von kurzer Dauer, denn schon am nächsten Tag zerstörte der Regen alle unsere Betriebshoffnungen. Vom 24. Dezember 2024 bis zum 4. Januar 2025 konnten wir unser gesamtes Gebiet mit insgesamt sechs Anlagen betreiben. Die Wetterbedingungen haben eine entscheidende Rolle gespielt. Trotzdem müssen wir realistisch bleiben. Wir müssen bis zum Ende der Saison warten, um zu sehen, ob dieses Jahr in Bezug auf das Finanzergebnis profitabel war. Bis Ende Februar haben wir 20 Tage geöffnet, was kaum ausreicht, um alle Ausgaben zu decken, einschliesslich der Rückstellungen für Abschreibungen und Wartungsarbeiten.

Angesichts der sinkenden Anzahl Betriebstage, wie hat sich ihre finanzielle Lage entwickelt?
Wir haben in den letzten Jahren beträchtliche Investitionen getätigt, was unsere Liquidität geschwächt hat. Bei unseren grossen Anlagen haben wir beide Seile ausgetauscht und den Wechsel des Rücklaufrads des grossen Skilifts vorgenommen. Bei unseren kleinen Anlagen haben wir die Benzinmotoren mit Elektromotoren ersetzt. Zudem haben wir ein neues Pistenfahrzeug beschafft und einige obligatorische Reparaturen vorgenommen; dies führte zu Ausgaben in Höhe von mehr als CHF 450'000.-. Dank der sorgfältigen Verwaltung unserer finanziellen Reserven seit 20 Jahren durch einen Verwaltungsrat, der sich der zukünftigen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel bewusst ist, werden all diese Ausgaben durch die Finanzguthaben gedeckt. Wir sind zuversichtlich, dass der Betrieb noch einige Jahre ohne allzu grosse zusätzliche Ausgaben fortgesetzt werden kann. Dennoch bleiben wir vorsichtig und müssen unsere finanzielle Gesundheit durch massvolle Ausgaben und neue touristische Attraktionen wie den Telebob sichern. Die Stadt Biel/Bienne und die Gemeinde Orvin sind wertvolle Unterstützer, die uns mit der Unterzeichnung eines neuen Partnerschaftsvertrags die kostenlose Nutzung des Geländes anbieten, im Gegenzug für die kostenlose Nutzung durch ihre Schulen.
Die Genossenschaft Magic Pass ist ebenfalls ein Faktor, der in wenigen Jahren in unserer Finanzplanung nicht mehr wegzudenken ist. Sie bietet uns nicht nur eine interessante Sichtbarkeit in unserer Region, sondern garantiert uns auch eine interessante finanzielle Verteilung, die dank eines Solidaritätsfonds in schlechten Saisons lebensrettend sein kann.
Auf der anderen Seite ist die durchschnittliche Umsatzentwicklung im Verhältnis zur Anzahl der Betriebstage erfreulich. Die Wintersportler:innen der Region können sich über die Eröffnung unseres Skigebiets freuen und jeden Tag nutzen, um die Pisten zu geniessen. Diese positive Entwicklung allein kann zwar den Schneemangel nicht ausgleichen, sollte aber als Zeichen des Interesses an Skigebieten in der Nähe jedes Nutzers und jeder Nutzerin interpretiert werden, was uns freut.
Viele Kinder stehen in kleineren und eher tief gelegenen Wintersportorten das erste Mal auf den Skiern oder Snowboard. Um dem Nachwuchs diese Chance zu geben, überlegen sich einige Seilbahnunternehmen in die technische Beschneiung zu investieren. Welche Gedanken hat man sich zu diesem Thema in Les Prés-d’Orvin gemacht?
Der Betrieb eines Skigebiets in tiefer Lage hängt von vielen Faktoren ab. Der ökologische Aspekt ist Teil unserer Überlegungen. Der Einsatz grosser Wassermengen ist untrennbar mit der technischen Beschneiung verbunden, und es erscheint uns nicht sinnvoll, das Grundwasser anzuzapfen, das die Einwohner:innen von Orvin zum Nutzen eines saisonalen Tourismusangebots versorgt. Wir haben uns jedoch für dieses Jahr entschieden, mit dem Wunsch, die Öffnungszeiten unserer Anlagen zu verlängern, etwa 100 m3 Schnee zu verschieben, um eine optimale Pistenpräparierung zu gewährleisten. Wir konnten zwischen dem 5. und 11. Februar 2025 sechs zusätzliche Tage öffnen, davon zwei Tage auch die grossen Anlagen.
Sie sagen, dass ihre Rentabilität nicht nur anhand der Schneedichte berechnet wird. Sind denn zusätzliche Wintersportaktivitäten geplant, um den Gästen auch künftig bei wenig Schnee ein tolles Erlebnis zu bieten?
Tatsächlich können wir dank unserer kleinen Anlagen, d. h. die drei Babylifte und den Telebob, bereits bei 20 bis 30 cm Schneehöhe die Eröffnung der Station in Betracht ziehen. Um die Pisten vom oberen Teil des Skigebiets befahrbar zu machen, müssen wir hingegen auf eine Schneedecke von fast 50 cm warten, da sonst keine Präparierung möglich ist, ohne den Boden zu beschädigen. Es ist wichtig, dass wir eine gute Beziehung zum Landwirt haben und nicht egoistisch unsere eigenen wirtschaftlichen Interessen zu seinem Schaden verfolgen.
Welche Rolle spielt die Téléskis SA Les Prés-d'Orvin in der Förderung des Wintersports und der Freizeitaktivitäten in der Region?
Ich weiss nicht, ob wir eine entscheidende Rolle spielen, aber wir sind ein Baustein im touristischen Angebot, genau wie der Langlaufverein, die Gastronomen und Grand Chasseral Tourisme, die uns allen eine Sichtbarkeit in der gesamten Region und weit darüber hinaus bietet. Unser Ruf ist auch das Ergebnis einer konstruktiven Zusammenarbeit mit unseren Aktionären und der Stadt Biel/Bienne. Ich denke daher, dass wir mehrere Protagonisten sind, die eine Rolle bei der Förderung des Sports im Allgemeinen spielen können und müssen, egal ob es sich um Winter- oder Sommersport handelt.
Wintersportgebiete in tieferen Lagen müssen sich aufgrund des Klimawandels unweigerlich mit der strategischen Ausrichtung ihrer Angebote auseinandersetzen. Gibt es bei der Téléskis SA Les Prés-d'Orvin Pläne für einen Sommerbetrieb und falls ja, wie sehen diese aus?
Auch wenn wir optimistisch sind, dass wir unsere Winteraktivitäten fortsetzen können, sind wir realistisch und planen eine Lösung, um unseren Bereich für den Sommerbetrieb anzubieten. Der Weg ist jedoch noch lang und wir müssen alle für ein Bikepark-Projekt gewinnen können. Wir müssen überzeugen, dass dieses neue Angebot nicht auf Kosten des Landwirts oder der Flora oder gar Fauna geht. Daher befinden wir uns derzeit in der Phase der Konsultation und der Planung der Ressourcen bzw. der Kompetenzen, die wir an den Verhandlungstisch bringen müssen. Wir könnten eine Diversifizierung unseres touristischen Angebots nicht in Betracht ziehen, ohne alle Alternativen sorgfältig geprüft zu haben und vor allem ohne die breite Unterstützung der regionalen Institutionen.
Welche Bedeutung hat es für Sie, als Familienbetrieb ein hochwertiges Winterangebot bereitzustellen und gleichzeitig die lokale Gemeinschaft sowie die touristischen Partner in Les Prés-d'Orvin einzubeziehen?
Es liegt uns am Herzen, ein hochwertiges Winterangebot anzubieten und dabei unsere Philosophie als Familienbetrieb beizubehalten. Unser kleines Unternehmen beschäftigt rund 46 Mitarbeitende auf Abruf und konnte seit 1998 fast CHF 3 Mio. an Gehalt auszahlen, die unser Skigebiet zu einem attraktiven Ort gemacht haben, der aus dem Winterleben rund um Biel/Bienne nicht mehr wegzudenken ist. Es erfüllt uns auch mit Stolz, das «Tor zum Skisport» zu sein, dass unsere Anlagen für alle Anfänger und Kinder erschwinglich sind und dass die Schweizer Skischule hochwertige Kurse anbieten kann, wenn unsere Pisten schneebedeckt sind. Wir hoffen auch, dass alle unsere Kunden die Arbeit unserer Mitarbeitenden weiterhin schätzen werden, sei es bei der Präparierung der Pisten, der Erhaltung der Schneedecke, um die Anlagen so weit wie möglich offen zu halten oder bei der Qualität des Empfangs.
Da wir uns am Ende der Saison befinden, möchte ich die Chance nutzen, mich bei allen touristischen Dienstleistern von Les Prés-d'Orvin bedanken, die während dieser 20 Betriebstage anwesend waren. Ich möchte auch den Verkehrsbetrieben Biel/Bienne danken, die jeden Winter vor einer grossen Herausforderung bei der Steuerung des Passagierflusses stehen, den Bürger:innen von Orvin, die mit dem Verkehr zurechtkommen müssen, der an Tagen mit hohem Andrang zweifellos zunimmt, und vor allem unserer freundlichen Kundschaft, die Jahr für Jahr und über Generationen hinweg immer wieder dem Ruf des Skisports folgt.
